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Kommunikation ist alles – und alles ist Kommunikation

Sie auf der langen Fahrt in den Skiurlaub in den Süden: „Du, Schatz? Hast Du nicht Lust auf einen Kaffee und leckere Brötchen?" Er: „Es geht grad so gut voran."


Als er mit dem Auto mit Tempo 200 km/h an der nächsten Ausfahrt vorbeifährt, guckt sie in irritiert an. „Immer ist es Dir egal, was ich will." zieht sie sich schmollend zurück. Er weiß gar nicht, was ihm geschieht „Du hast doch nur gefragt, ob ich einen Kaffee möchte. Hättest Du gesagt, dass Du hier raus willst, wären wir angehalten."


Kennt Ihr solche Gespräche? Jetzt könnten wir uns stundenlang über die unterschiedliche Kommunikation von Männern und Frauen unterhalten. Genauso können wir hier aber auch die Kommunikation in Unternehmen in den Fokus nehmen.


In fast allen Unternehmen kommt man irgendwann zu der Aussage „Wir müssen unsere Kommunikation verbessern". Nur was ist damit genau gemeint? Ob im Marketing, in der Führung, im kollegialen Miteinander, in der Auftragsklärung mit Kunden, im Beschwerdemanagement, in der Geschäftsführung und selbst beim Führen kompetenter Selbstgespräche geht es um die richtige Kommunikation. Auch dann, wenn wir nichts sagen, kommunizieren wir. Und besonders diesen wertvollen Bereich übersehen wir zu häufig. Anstatt auf Mimik, Gestik, Körpersprache und Tonalität zu achten, reduzieren wir uns auf den Inhalt. Sobald wir uns dann noch kommunikativ in den sozialen Medien präsentieren wollen, wird es komplett verrückt, weil wir auch noch die unterschiedliche Interpretation von Emojis und Memojis berücksichtigen müssen.

Seit einem guten halben Jahr untersuchen wir in Profilen von Führungskräften den Bereich EQ (Emotionale Intelligenz). Nicht nur für das Führen einer privaten Beziehung, sondern auch im Vertrieb, in der Mitarbeiterführung und der Unternehmensführung wird ein hoher Grad von Empathie notwendig. In den INSIGHTS MDI ® - Profilen fällt zusätzlich vermehrt auf, dass viele Führungskräfte in den vergangenen Monaten ihre Interaktion mit anderen Menschen reduziert haben. Was bedeutet das konkret?


Sicherlich hat die Pandemie einen Teil dazu beigetragen, soziale Kontakte zu reduzieren. In den Interpretationsgesprächen erfuhren wir allerdings häufig auch, dass besonders Führungskräfte, die eine neue Rolle (erst Kollege dann Chef) eingenommen haben, diese Distanz genutzt haben, um besser „führen" zu können. Das Lesen der nonverbalen Signale wurde Stück für Stück verlernt.

Grundsätzlich möchten wir hier nicht ausdrücken, dass alle Führungskräfte in der Pandemie die Interaktion mit ihren Mitarbeitern reduziert haben. Es scheint allerdings eine Korrelation zwischen effektiver Kommunikation und erfolgreiches Überwinden von Krisen zu geben.


Wenn es also Ziel ist, die Kommunikation zu „verbessern", müssen wir zuallererst bei der Wahrnehmung anfangen. Motiviert ein wenig über diesen Zauberschlüssel zur effektiven Kommunikation zu erfahren?


Mit der Wahrnehmung (auch Perzeption genannt) ist die unbewusste und teilweise auch bewusste Informationsgewinnung aus Reizen im innen (Selbstwahrnehmung, Körper) und außen (Umwelt) durch unsere Sinnesorgane gemeint. Nun hat sich längst herumgesprochen, dass wir den allergrößten Teil unbewusst wahrnehmen. Neurowissenschaftler gehen hier von 97 – 98% aus.

11 Millionen Sinneseindrücke(1) prasseln jede Sekunde auf uns ein. Gerade einmal 40 davon nehmen wir bewusst wahr. Das bedeutet im Klartext, dass unser Biocomputer in der Verarbeitung der Informationen weit schneller als jeder Glasfaseranschluss sein muss. Prof. Christoph Hayer hat aus unserer Sicht eine bedeutende Entdeckung für die Kommunikation gemacht. Er hat herausgearbeitet, dass Sinneswahrnehmungen von außen einen dreistufigen Prozess durchlaufen:

  1. Zunächst verarbeiten bestimmte Teile des Gehirns die Information: das Sehsystem das Gesehene, das Hörsystem das Gehörte.
  2. Andere Bereiche des Denkorgans kombinieren die Wahrnehmungen automatisch. Dieser Vorgang findet zunächst unbewusst statt.
  3. In einem dritten Schritt prüft das Gehirn, ob die Sinneseindrücke zusammenpassen. Das bezeichnen wir als kausale Interferenz. Ist der Unterschied klein, sickert die kombinierte Information ins Bewusstsein. Passen die Wahrnehmungen nicht recht zueinander, nutzen wir nur einen Teil der Information – den relevanten.

Jetzt ist die Frage: Was ist die relevante Information? Hören wir folglich oft nur noch auf das, was gesagt wird, und nicht mehr auf das was gemeint ist?


Wenn Körpersprache und Worte nicht zueinanderpassen, schlussfolgern wir häufig, dass unsere Gesprächspartner nicht authentisch sind. Um das aufzulösen, hilft es zu hinterfragen. Jetzt könnten wir uns an dieser Stelle überlegen, warum es überhaupt in Unternehmen nötig ist, das eine zu sagen und das andere zu meinen. Hierzu laden wir auch herzlich ein, unsere Blog-Beiträge aus den Bereichen „Gesunde Unternehmen" und „Erfolgreiche Führung" zu lesen. Es gibt eine Vielzahl von guten Argumenten. Doch lasst uns bei der Kommunikation bleiben. Wir haben hier eine unendliche Menge an Informationen, die es zu verarbeiten gibt, um die Kommunikation in Unternehmen effektiver zu machen:

  • Selbstwahrnehmung
  • Soziale Wahrnehmung
  • Selbstregulierung
  • Soziale Regulierung
  • Sinnvolle Fragen
  • Der Körper hat eine eigene Sprache
  • Offen, klar und wahr
  • Komm auf den Punkt
  • Unterschiedliche Typen
  • usw.

Wir werden in unseren Blog-Beiträgen immer wieder diese einzelnen Themen gespickt mit Erlebnisgeschichten aus dem Alltag aufarbeiten. Gerne könnt Ihr auch spezielle Wünsche an uns richten.


Learning für den 1. Blog: Wenn Ihr gute Kommunikatoren werden wollt, arbeitet zuerst an Eurer Wahrnehmung.

 (1) Prof. Christioph Kayser (Leiter der Forschungsgruppe „Kognitive Neurowissenschaften" an der Universität Bielefeld
Der richtige Moment
Wann Zuhören als Chef keine Option ist
 

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