Wir brauchen keine Klassensprecher
Oder: Man kann nicht nicht kulturell führen
Mit diesem Satz aus dem aktuellen Buch von Bodo Janssen „Eine Frage der Haltung" möchten wir unseren heutigen Blog eröffnen. Bodo Janssen hat seinem Team schon zu Beginn der Pandemie deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass jeder seine eigene Meinung vertritt, und sich somit auch niemand dazu hinreißen lässt, die vermeintliche Meinung anderer zu vertreten. Das ist nicht nur eine weise Entscheidung, sondern aus unserer Sicht eine kulturprägende Haltung.
In vielen Gesprächen mit Führungskräften kommen wir immer wieder dahin, dass jeder als erstes an der Unternehmenskultur arbeiten möchte und somit „kulturelle Führung" lernen möchte. Je nachdem welche Literatur man nun hinzuzieht, bekommt man unterschiedliche Wege genannt.Die einen behaupten, dass man einen Schritt nach dem nächsten tun muss, um quasi im letzten Schritt die kulturelle Führung zu lernen, andere wiederum haben kulturelle Führung nicht im Ansatz im Blick. Wir sind der festen Überzeugung, dass ähnlich wie bei Paul Watzlawicks „Man kann nicht nicht kommunizieren.", man auch nicht nicht kulturell führen kann.
Alle Rituale, alle Gewohnheiten und alles, was wir jeden Tag vorleben, zahlt auf die Unternehmenskultur ein. Wenn ich beispielsweise in einem Unternehmen eine offene und klare Kommunikation prägen möchten, dann bedeutet dieses, diese auch vorzuleben – ausnahmslos, jeden Tag, und über die Grenzen des eigenen Unternehmens heraus. Es handelt sich hierbei um keinen Prozess oder Arbeitsvorlage. Es handelt sich um eine Einstellung und wertvolle Haltung.
Hierzu eine kleine Geschichte, die es verdeutlicht: Nina sitzt in ihrem Büro und überprüft grad die Monatszahlen, als Anton nach nur einem kurzen Klopfen das Büro stürmt. „So geht es nicht weiter!" er ist außer sich vor Wut. „Mirko hat die Toilette wieder einmal katastrophal hinterlassen. Das muss aufhören. Hast Du Dir die Toiletten in der letzten Zeit mal angesehen?"
Einen kurzen Moment ist Nina irritiert. Ist das jetzt ein Spaß? Seit 20 Jahren betreibt Nina ein angesehene Versicherungsagentur. Sie ist gewohnt, dass besonders die Außendienstmitarbeiter sich auch gerne mal einen Scherz erlauben. Als sie in das Gesicht von Anton blickt, wird ihr schnell bewusst, dass es sein bitterer Ernst ist. Anton ist ein junger, sehr gut aussehender Berater. Er ist immer gut gekleidet, wirkt ein wenig pingelig – eher die Kategorie „Snob". Mirko ist das krasse Gegenteil: Prakmat, zweckmäßig gekleidet und leidenschaftslos, was sein Aussehen betrifft – eher Typ „Landbursche". Da Nina ihre Sprache noch nicht wieder gefunden hatte, machte Anton fleißig weiter. „Und überhaupt… guck Dir mal an, wie der rumläuft. Das kann man niemanden zumuten – egal wie gut er beraten kann."
Nina stand von ihrem Schreibtisch auf und sagte immer noch keinen Ton. Erst als Anton erneut Luft holen wollte, bat sie ihn am Besprechungstisch Platz zu nehmen. Da Mirko noch vor kurzem die Toilette aufgesucht hatte, war zumindest die Chance gegeben, dass er noch im Haus ist.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging Nina ins Außendienstbüro. Sie hatte Glück. Mirko saß an seinem Arbeitsplatz. „Mirko, kommst Du bitte mal in den Besprechungsraum?" sprach sie ihn an. Mirko guckte verwundert auf, und nickte.
Als beide zusammen den Besprechungsraum betraten, saß Anton bereits mit inzwischen hochrotem Kopf am Tisch. „Äh… also… so wichtig ist es denn doch nicht…", stotterte der eben noch so aufgebrachte Außendienstler. Ihm war die Situation sichtbar unangenehm. Nina bat auch Mirko am Tisch Platz zu nehmen. Sie ging in aller Ruhe zum Kaffeeautomaten und ließ sich einen Kaffee zubereiten.
- Achtsamkeit bei Beschwerden und gut gemeinten Hinweisen
- Selbstverantwortung unterstützen
- Feedback-Kultur etablieren
- Dialog-Kultur leben
- Vorbild sein
- Neutral bleiben
Besonders der letzten Punkt ist ein Erfolgstipp: Keine Bewertungen – neutral bleiben.
Aus unserer Sicht ist also kulturelle Führung das Lieben und Leben von Werten und so wie Bodo Janssens Buchtitel „Eine Frage der Haltung."
Seid erfolgreich – aber macht auch was dafür!
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